Archiv für den Monat: Januar 2013

Ah… Sexualität!

“Asexualität bedingt keinen Ekel oder Abneigung gegen Sex, sondern bedeutet lediglich, dass kein Verlangen an sexueller Interaktion vorhanden ist!”

So wird Asexualität auf asexuality.org erklärt. Es gibt Menschen, die einfach kein sexuelles Verlagen verspüren. Fantasien, die jeden anderen spitz machen würden, haben sie nicht. Die brodelnde sexuelle Energie, die manch alltäglichen Gedanken in einen sexuellen Rahmen stellen, kocht in ihnen nicht. Sexualität spielt in meinem Leben wohl so eine große Rolle, wie es in ihrem leben eben nicht spielt. Ich respektiere dennoch völlig diese Einstellung. Genauso wie Bi-, Hetero- oder Homosexualität. Es muss nicht jeder sexualisiert sein. Ich finde es sogar interessant, dass sich einige dem Sex entziehen, obwohl er an jeder Ecke klebt. So bleiben viele Jungfrauen, bis sie bewusst Sex haben, um Kinder zu zeugen. Der Unterschied zum Zölibat ist, dass es keine bewusste Entscheidung in dem Sinne ist. Es ist vielmehr eine sexuelle Orientierung, die eben ohne sexuellen Ausdruck auskommt. Asexuelle Menschen haben kein Bedürfnis anderen Menschen körperlich nahe zu sein. Das fängt beim Küssen schon an. Das klingt jetzt für viele von uns wie ein gravierendes psychologisches Problem. Asexualität ist aber keine Krankheit. Die Menschen sind zufrieden, so wie sie sind.

Da frage ich mich dennoch, ob sie vielleicht auch zufrieden sein könnte, wenn sie sexuelles Verlange verspüren würden. Denn der Mensch als soziales Wesen, ist auf die Zuneigung anderer Mitmenschen angewiesen. Zuneigung und körperlicher Kontakt beruhigt uns, schenkt uns Sicherheit. Sich körperlich auf einen Menschen einzulassen lehrt uns auch, uns zu öffnen. Dein eigenen Körper aus der eigenen Beurteilung in die Beurteilung eines anderen zu geben. Das macht einen natürlich auch irgendwo angreifbar. Man lernt aber mit dieser Öffnung gegenüber einen anderen um zu gehen. Nicht jeder traut sich automatisch, sich anderen nackt zu zeigen. Da musste ich zumindest erst lernen. Dabei hat mich Sex selbstsicherer gemacht.

Asexualität ist keine feste Definitionsgröße. Man kann nicht feste Faktoren festlegen, die jeder erfüllen muss, um das Prädikat asexuell zu bekommen. Es ist vielmehr eine Identität, die jeder persönlich für sich definiert. Wenn er sich so fühlt, wenn Sex für diese Person wirklich keine Rolle spielt, dann entscheidet die Person für sich selbst ob sie asexuell ist oder nicht.

Dabei können sich asexuelle Menschen sehr wohl zu einem anderen Menschen hingezogen fühlen. Ob auf bi-, hetero- oder homosexuelle Weise. Wenn es aber zum Sex kommt, besteht überhaupt kein Interesse. Einige führen sogar Beziehungen. Zwar sexlos – für mich auch völlig unverständlich – aber sie führen sie, da sie sich zu der Person hingezogen fühlen und bei der Person sein möchten, ohne jedoch körperlich mit ihr zu verschmelzen. Ihre Liebe zu dieser Person ist eben sexlos. Dennoch ist es Liebe. Es ist ja auch nicht so, dass sie keine Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen können. Sie haben Freunde, sie haben Bekannte, sie leben ein gesellschaftliches Leben, einige mit romantischen Beziehungen, andere ohne.

Klar, fühlen sie auch sexuelle Erregung. Wobei unterschiedlich dabei vorgegangen wird. Manche masturbieren, manche nicht. Manche finden sie als Ärgernis, manche als normal. Nur, dass keiner von ihnen diese Erregung sexuell mit einem Partner ausdrücken möchte.

Viele fragen sich natürlich auch, warum sie noch nie Sex hatten oder noch nie eine andere Person geküsst haben. Der Drang diesen Umstand zu verändern, ist jedoch nicht vorhanden. Wen es dann passiert, kann es ja sein, dass se nicht mehr asexuell sind, sich also der Sexualität hingeben.