Two porn or not two porn?

Mit luftiger Schnelligkeit gleitet der Cursor über den Bildschirm. Auf ihm öffnet sich, was oft verschlossen bleibt. Seiten wie youporn sind beliebte Rückzugsorte für alle, die der pornographischen Videokultur frönen. Aus abertausenden Clips lässt sich mir nichts Dir nichts alles anklicken, was das Pornoherz begehrt. Daher lautet die Frage nicht, ob sondern, wie viele Clips geschaut werden sollen. Two porn? Three porn? Four porn?

Einige glauben, dass dieser einfache und schnelle Zugang zu Pornos unsere Jugendlichen verdirbt. Die Videos, die sich 15-Jährige gegenseitig auf Ihren Handys zeigen, erreichen an Explizitheit den Grad, den viele erwachsene Paare in ihren Schlafzimmern insgeheim missen.

Mit Leichtigkeit scrollen junge Menschen durch Begriffe wie POV, Gonzo, Public, Milf und vielen andere mehr. Wo ältere Generationen in dem Alter schon bei Playboy Bunnys verschämt den Kopf zum Boden neigten, erkennen heutige Generationen in Sekundenschnelle Sexvideo Rubriken der besonderen Art.

Keine Generation vorher konnte mit einer solch Einfachheit aus dem pornographischen Schatz schöpfen. Y o u p o r n p u n k t c o m. Ob Erwachsener oder Jugendlicher jeder, der diese Buchstaben eintippen kann, bekommt die Tür geöffnet, die früher nur Erwachsenen vorbehalten war. Doch was birgt dieser Umstand für die Zukunft der Menschheit? Werden die kommenden Generationen immer mehr und mehr sexualisiert? Ist der 17-Jährige neben uns in der U-Bahn eigentlich ein Sexmonster, der mit jedem Jahr, das er älter wird, immer krassere sexuelle Fantasien ausleben wird? Sind wir davor gefeilt, dass Sex in einigen Jahren komplett die Welt regieren wird?

Dass Sex die Welt regiert, sei erst mal als Tatsache dahin gestellt. Die Köpfe der Erwachsenen sind voll damit. Die Handlungsstränge der meisten Filme werden davon durchzogen. Die Literatur schwimmt darin.

Die Frage ist daher vielmehr, zu welchem Grade das passieren wird. Mehr als jetzt? Geht das?

Ja, vielleicht! Oder vielleicht auch hoffentlich?!

Denn zugegeben Sex und Sexualität sind allgegenwärtig, wenn es um die Visualisierung geht. Wie schaut es aber mit der Verbalisierung aus? Wir müssen mit der Jugend mehr darüber reden, was sie sehen. Es reicht nicht die Augen davor zu verschließen. Die Pornographie ist da. Wir als Erfahrenere müssen den Jüngeren helfen, das Gesehene auch richtig zu interpretieren. Indem wir mit ihnen über Sexualität reden, zeigen wir ihnen, dass Sexualität normal ist. Wir müssen kommunizieren lernen, dass das Gesehene nicht gleich auch real sein muss. Zu sehen kriegen die jungen Generationen so einiges. Doch tun wir Erwachsene uns schwer, mit Ihnen über Sex zu sprechen.

Fakt ist, dass unser Alltag von Sexualität durchzogen ist. Fakt ist auch, dass mit aufkeimender Sexualität, wie es bei Jugendlichen der Fall ist, auch die Neugierde diesbezüglich steigt. Nun haben Jugendliche noch das gesamte Sexualleben vor sich und somit auch keine bis kaum Erfahrungswerte. Sie können also schlecht oder nur sehr schwer einschätzen, ob das, was sie sehen, auch eine „normale“ Sexualpraktik ist. Müssen sich Frauen immer vom Mann anspritzen lassen? Besteht Sex nur aus harter und schneller Penetration?

„Im Clip ist dies ständige Praxis, also wird das wohl auch im normalen Leben so sein“, wird sich wohl der eine oder andere Jugendliche denken. Der Psychologe Albert Bandura nennt dies soziales Lernen. Wir sehen, wie etwas getan wird. Diese Tat führt zu positiven Ergebnissen (in unserem Fall: der Mann und die Frau haben einen Orgasmus), also imitieren wir diese Tat und nehmen diese nach mehrmaliger Beobachtung in unser normales Handeln auf.

Jugendlich werden also nach ständigem Pornokonsum zu kopflosen Sexmonstern. So einfach ist das nicht. Als Mensch, der eine facettenreiche, psychologisch begründete Person ist, basieren Jugendliche nicht einfach auf einem Stimulus-Respond-Modell. Nicht in allem, was wir tun, reagieren wir stumpf auf einen Reiz. Der Reiz nimmt Umwege, bevor es zu einer (Re-)Aktion kommt. Jeder Mensch interpretiert Reize anhand seiner Erfahrungswerte, anhand seiner Erinnerungen, seiner charakterlichen Züge und auch anhand seiner Umwelt, die ihn mit beeinflusst.

Es gibt dennoch Hinweise dafür, dass ein hoher Pornographiekonsum einen Einfluss auf den Heranwachsenden hat. Eine niederländische Studie von Peter und Valkenburg (2009) fand heraus, dass Jugendliche, die viel online Pornographie konsumieren, auch mehr die Einstellung besitzen, Frauen seien Sexobjekte. Je stärker diese Einstellung ist, desto mehr konsumieren sie wiederum online Pornographie. Ein Teufelskreis also. Und schwer zu sagen, wo der Anfang dieses Kreises ist. Der ständige Zugang zu sexuell expliziten Internet Material, wie der wissenschaftliche Terminus oft lautet, verdirbt also doch die Jugend von heute!

Schlussfolgerung also: VERBOT von youporn & Co?!
Dazu ein vehementes Nein! Der Verbot solcher Seiten würde nichts nützen, weil die Existenz des Internets auch stets die Existenz von Pornographieseiten gewährleistet. Sie würden nur kriminalisiert. Das würde die Situation verändern, aber nicht unbedingt verbessern. Es wird immer solchen Seiten geben. Außerdem sind diese Seiten an sich ja nichts schlechtes.

Eine Studie des Instituts für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf (2009) stellte unter anderem fest, dass Jungen sich zwar gegenseitig Sexvideos auf dem Handy zeigen, dies jedoch eher ein Zeichen dafür ist, sich gegenseitig ihre Männlichkeit zu beweisen.

Denn Jugendliche seien sehr wohl in der Lage zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden. So empfinden sie, dass eigene Erfahrungen getrennt anzusehen sind. Sie erkennen, dass Emotionen ein wichtiger Bestandteil von Sex ist. Es sei ihnen auch bewusst, dass es beim Sex nicht nur um Performance geht. Sie wissen, wie wichtig es ist, auf die Bedürfnisse des Partners einzugehen.

Die Sexualforscher Dr. Silja Matthiesen und Dr. Gunter Schmidt sprechen von zwei Sexwelten: die Symbolische und die Reele. Diese weiß jeder zu trennen. Die symbolische Sexwelt wird betreten, um ohne großen Einsatz und Risiken Phantasien auszuleben. Es ist eine Welt, in der man sich austobt und ausprobiert. Sie soll gar nicht erst groß mit der realen Sexwelt vermischt werden. Es sind zwei eigenständige Welten, die koexistieren. Zwar nimmt man Phantasien mit in die andere Welt, gibt abe rdie andere nicht auf.

Als Erwachsene müssen wir erkennen, dass es auch für Jugendliche diese beiden Sexwelten gibt. Damit sie lernen mit ihnen richtig umzugehen, müssen wir wiederum lernen, ihnen Freiräume zu geben. Verbote sind dann fehl am Platz. Denn dies könnte eher in die falsche Richtung gehen. Pornos könnten dann den forbidden fruit Charakter erlangen und somit noch reizvoller werden.

Wir müssen erkennen, dass eine gesunde Sexualität, auch damit einhergeht, sich auszuprobieren und dass Sexualität und dessen Ausleben nicht unbedingt tabuisiert werden müssen. Gerade Frauen haben da noch einiges zu lernen. Darum müssen wir als ältere Generation die jüngere zu einer gesunden sexuellen Sozialisierung führen, indem wir Sexualität auch verbalisieren. Eltern müssen mit ihren Kindern über Pornographie reden können. Es ist wichtig, dass den kommenden Generationen der richtige Umgang mit dem Internet und Pornographie beigebracht wird. Das könnte zum Beispiel in der Schule geschehen. Natürlich müsste dies dem Alter angemessen sein.

Gleichzeitig ist zu bedenken, dass das Medium allein nie genug Einfluss besitzt, um aus einen Menschen ein Sexmonster zu machen. Die Umgebung einer Person hat viel mehr Einfluss. Die ersten, von denen Kinder den Umgang zu anderen lernen, sind die Eltern. Diese müssen ihren Kindern vorleben, wie man Menschen respektvoll begegnet. Auch Schule und Freunde formen einen Menschen stets mit. Somit kann man nicht nur die Pornographie als Schuldigen betrachten.

Die Visualisierung ist da. Jetzt brauchen wir nur noch eine adäquate Verbalisierung.

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